Sirbt FKK in der Realität?


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Geschrieben von Wolfgang am 10. Juli 2000 12:44:56:

Ich verfolge seit einiger Zeit dieses Forum und habe den Eindruck, dass es hier einige Mitmenschen gibt, denen es wirklich um Naturismus geht, und nicht darum, sich kostenguenstig aufzugeilen. Sorry fuer dieses harte Wort, aber wenn ich schon gern nackt bin, brauch ich vielleicht auch kein Blatt vor den Mund zu nehmen.
Den Titel meines Postings habe ich mit Bedacht gewaehlt, weil ich mir ernsthaft Sorgen um die Zukunft der Naturisten mache. Ich nehme mir die Freiheit, als Diskussionsgrundlage meine langjaehrigen (31 Jahre) Erfahrungen mit FKK hier einmal auszubreiten.
Meine ersten Erfahrungen mit FKK machte ich, wie sollte es anders sein, mit ca. 16 Jahren an einem heissen Sommertag an einem Baggersee. Ich war zum Baden gefahren - mit Badehose - als mir auffiel, das eine kleine Gruppe Nackter offensichtlich eine Menge mehr Spass hatte als andere, die nur auf ihren Decken lagen und gelangweilt in die Gegend guckten. Ich packte mein Zeug in die Naehe und fand mich schon nach kurzer Zeit - durch "versehentliche" Landungen eines Wasserballs auf meinem badebehosten Hintern mitten drin in der ausgelassenen Toberei. Alle anderen waren beneidenswert nahtlos braun und ich beschloss, es auch mal zu versuchen. Also: Hose runter und nichts wie ins Wasser, roter Kopf eingeschlossen. Als ich viel spaeter wieder aus dem Wasser kam, legte ich mich erst mal baeuchlings auf meine Decke und freute mich darüber, wie schnell man ohne Hose wieder trocken ist. Die anderen hatten weder vorher versucht, mich zum Ausziehen zu bewegen noch nahmen sie offensichtlich jetzt Notiz von meinem weissen Hintern. Das war sehr hilfreich fuer mich, andernfalls haette ich wohl mit meinem nicht vorhandenen Selbstbewusstsein schnell die Flucht ergriffen. Da mein Hintern nach kurzer Zeit zu brennen anfing, drehte ich mich vorsichtig in die Rueckenlage. Immer noch keine Reaktion der anderen. Langsam aber sicher wich meine innere Spannung und es begann mir zu gefallen, Luft und Sonne überall zu spueren. Der Virus FKK hatte mich erwischt. Barfuss lief ich vorher immer schon gern bei jeder Gelegenheit rum, jetzt aber bis zum Hals. Seit dieser Zeit praktiziere ich FKK wo immer es geht. Zu Hause sowieso, auch im Winter. Oft auch im Buero, da ich selbsstaendig bin, am liebsten aber in der freien Natur.
Aber genau hier beginnt das Problem. Bis vor einiger Zeit traf man z.B. am Kiesteich in Appen/Etz bei Hamburg etliche FKK Leute an, aber es wurden mit jedem Jahr weniger. Waehrend man frueher auch von den Textilern hoechstens mal einen neugierigen Blick zugeworfen bekam, lese ich jetzt Ablehnung, ja sogar Aggression in den Blicken anderer. Ich kam mir inzwischen voellig als Aussenseiter vor und hatte jeglichen Spass am sommerlichen Nacktbaden verloren. Besonders auch deshalb, weil ich nach dem Baden keine Lust habe, stundenlang dumpf auf meiner Decke in der Sonne zu schmoren. Lieber laufe ich herum, wuerde gern mit anderen reden, spielen und einfach Fun haben, um mal dieses zeitgemaesse Wort zu verwenden. Fehlanzeige. In meiner Frustation fing ich an, nach Alternativen zu suchen. Auch hier zunaechst wieder einiger Frust.
Es ist kaum zu glauben, wieviel Pornografie, meistens kommerziell, unter dem Suchbegriff FKK im Net auf einen herunterprasselt. Nicht, dass ich sexfeindlich bin. Ich mag nackte Koerper beiderlei Geschlechts ansehen und zeige mich auch gern, denn trotz meiner inzwischen 47 Lenze bin ich immer noch rank und schlank, logischerweise nahtlos braun und stehe zu meiner Nacktheit. An Selbstbewusstsein mangelt es mir auch nicht. Ich bin durchaus der Ansicht, dass Naturismus, positives Koerpergefuehl, Sinnlichkeit und Sexualitaet untrennbar miteinander verbunden sind. Meiner Meinung nach gibt es da keine klaren Grenzen. Ich persoenlich geniesse diesen Einklang der Gefuehle und schaeme mich nicht, auch mal geil zu sein. Aber wo sind die Menschen, die auch so fuehlen?
Fuer mich persoenlich habe ich jetzt eine Loesung gefunden: Ich habe eine Mitgliedschaft bei einem nahe gelegenen FKK Verein beantragt. Ich habe mich immer gegen diese Loesung gestraeubt, da ich wenig von "Vereinsmeierei" halte. Aber es beginnt mir zu gefallen, da ich mich dort wirlich frei bewegen kann, ohne mich dafuer rechtfertigen zu muessen. Auf einem herrlichen, gepflegten und gut ausgestattetem Gelaende kann man schwimmen (grosses beheiztes Aussenschwimmbad), es gibt Tischtennisplatten, aussen und innen, einen Beach-Volleyballplatz, 2 Badmintonplaetze sowie Petanque(Boule).
Und schon wieder Frust.
Meistens ist alles verwaist. Die wenigen, denen ich bis jetzt begegnet bin, sind schon recht reifen Alters.
Meine Hochachtung! Diese Mitmenschen haben bereits zu Zeiten FKK ausgeuebt, als es noch staatlicherseits geaechtet und geradezu gefaehrlich war.
Alle sind zwar sehr nett, freundlich und hilfsbereit, aber wenn ich nicht meine Partnerin mitbringe, bin ich zumindestens bei Sport und Spiel allein. Wer hat schon mal versucht, z.B. Tischtennis allein zu spielen. Wo sind alle anderen zwischen 18 und 60? Sitzt inzwischen jeder nur noch zu Hause auf seinem allmaehlich breiter werdenden Hintern vor der Glotze oder seinem PC?
Am Geld kann es nicht liegen. Der JAHRESbeitrag fuer den Verein betraegt gerade mal 350,- DM fuer eine "Einheit", d. h. Einzelpersonen/Paare/Familien zahlen das gleiche. Aus Gruenden der Solidaritaet ist das ja auch voellig in Ordnung. Es gibt zur Zeit sogar eine "Schnuppermitgliedschaft", bei der man fuer 100, - DM drei Monate lang alles ausprobieren kann.
Ich wuerde mich freuen, auf diesem Wege Leute beiderlei Geschlechts zu finden, die mal den Versuch wagen wollen, FKK zu praktizieren - oder wieder damit weiterzumachen - und nicht nur daran zu denken oder darueber zu reden.
Das Vereinsgelaende liegt an der westlichen Hamburger Stadtgrenze.

Meine e-mailadresse lautet: FKKWOLF@AOL.COM

Hoffnungsvolle Gruesse eines wirklich praktizierenden Naturisten

Wolfgang




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