Re: An Daggi: Jugendliche und FKK / Sauna


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Geschrieben von Thomas am 19. Februar 2000 15:27:22:

Als Antwort auf: An Daggi: Jugendliche und FKK / Sauna geschrieben von Dominik am 17. Februar 2000 08:44:14:

Hallo Dominik,

vielen Dank für Deinen sachliche Beitrag.

Also, natürlich meine ich nicht, wird jeder Jugendliche durch
FKK automatisch ein Exhibitionist.

Sondern vor allem:

- wenn er vorher und gleichzeitig keinerlei wesentliche "normale"
sexuelle Erlebnisse hat (und das haben die meisten Jugendlichen
in den ersten Monaten bis Jahren ihrer Geschlechtsreife)

- und wenn er eben gerade in der Lebensphase ist, in der sich
sexuelle Neigungen und Vorlieben ausbilden (so 11 bis 19 Jahre
schätze ich).

Im Übrigen: Bei mir fing das ja auch nicht so an, daß ich gleich vor den
anderen an mir herumspielte.

Zuerst hatte ich nur eine Freude daran vor anderen eine Erektion
zu haben und dafür wohlwollende, billigende oder neugierige Blicke
zu ernten was in lockerer FKK-Atmosphäre oft passierte.

Die ersten Jahre (glaube ich) war ich immer bemüht, dabei eine
Ejakulation auf jeden Fall durch Kontrolle zu verhindern. Aber
gerade durch den Druck des selbst auferlegten Verbots und die
Angst vor den schlimmen Sanktionen die ich mir ausgemalt hatte
passieren würden, wenn es mir einmal kommen würde, erzeugten
ein Aufregung, in Folge der dieses dann wirklich passierte.

Jedoch blieben auch wie bei der Erektion die Sanktionen der
Anwesenden aus, und allein dieses Gefühl der Erleichterung
steigerte den Genuß dieses Erlebnisses ins Unermeßliche, es
war ein Thrill, den ich nun immer wieder suchte, so wie andere
immer wieder Bunjee-Jumpen oder Snow-Boarden gehen.

Hinzu kam, dass ich damals keinerlei andere sexuelle Erlebnisse
und Erfahrungen hatte, was einerseits durch den körperlichen
"Funktions-Druck" die Wahrscheinlichkeit für eine Ejakulation
noch förderte, andererseits eben zu einer sehr einseitigen
sexuellen Prägung führte.

Wie bei sexuell Normalen beginnt man dann zu variieren. Und in
dem Thrill, den man jedesmal erlebt, kann es schon einmal
passieren, dass man einmal zu weit geht. Jedoch sollte man
sich natürlich beherrschen können. ;-)

Auch beim normalen Sex geht hier und da mal jemand zu weit, aber
in der Ehe wird das vielfach verziehen oder eine neuere Beziehung
wird eben einfach beendet.

Als Exhi dagegen hat man das Problem, dass nicht nur das Zuweit-
gehen, sondern die sexuelle Spielart insgesamt von der Gesellschaft
und gesetzlich sanktioniert wird und dass man es eben meist mit Menschen
zu tun hat, mit denen man ansonsten keine Beziehung hat.

Ich bin bisher für meine Begriffe nie zu weit gegangen, aber auch
als sanften Exhi kann es einem passieren, dass man auf öffentlichem
Boden mit runtergelassenen Hosen unerwartet Leuten gegenübersteht,
deren Zustimmung man vorher nicht abgecheckt hat. Und wenn man dann
vor Panik, weil diese ein Handy rausziehen nackig flieht kann man dann
erst recht in Trouble kommen.

Aus diesem Grunde bevorzuge ich natürlich FKK-Gelegenheiten für meine
Aktivitäten.

Vielen Dank, daß ich hier mal relativ unbeeinträchtigt diese
Tabus ansprechen durfte.

Grüße,

Thomas


>Hallo, Daggi,
>>Auf diese Weise könnte ein junger Mann der solche Erlebnisse vor anderen Sexualerlebnissen in der sexuell prägenden Phase der Pubertät erlebt eine entsprechende sexuelle Neigung entwickeln.
>>Aus sexualtherapeutischer Sicht finde ich die Frage durchaus erörterungswert, ob FKK unter diesem Aspekt nicht ein Risiko für junge Menschen bedeuten kann, die noch keine "normale" aktive sexuelle Grundhaltung ausgeprägt haben ("normalen" Sex und Geschlechtsverkehr).
>Du bringst mich ernstlich zum Nachdenken. Wir nehmen sehr oft Jugendliche (natürlich mit Einverständnis ihrer Eltern) mit in die Sauna. Bisher habe ich ihre Erfahrungen immer als sehr positiv, vor allem befreiend erlebt.
>Meine Eindrücke:
>- Gerade sich in der Geschlechtsreifung befindende Jugendliche erleben es nach dem Ablegen der ersten Hemmungen ungeheuer befreiend, ihren "unfertigen" Körper zeigen zu dürfen und können ihn um so besser akzeptieren.
>- Wenn sie bei sich sexuelle Regungen verspüren, arbeiten sie mit aller Vehemenz daran, diese "in den Griff" zu bekommen und finden es gerdezu absurd, daran zu denken, daß sie diese ja auch in der Öffentlichkeit der Sauna ausleben könnten.
>- Ähnlich empfinden sie es, wenn ein anderer das tut.
>- Jugendliche spüren dabei sehr fein den Unterschied zwischen sexueller Regung und sexueller Betätigung.
>- Und wenn ein Jugendlicher sich da unsicher wird, gar tatsächlich sich sexuell betätigt, dann gibt es immer noch das Korrektiv der anderen oder des erwachsenen Begleiters, bevor sich eine Konditionierung einstellt.
>- Jugendliche haben in der Regel bereits Erfahrungen im sexuellen Bereich hinter sich (Masturbation, Pollution usw.) und sich viele Gedanken dazu gemacht, so daß sie nicht gleichsam eine "tabula rasa" sind, die nur noch beschriftet werden müßte und durch die erlebte Freizuegigkeit konditioniert werden könnte. Überschreitungen oder sonstige ungewohnte Erlebnisse integrieren sie durch Überlegungen und Gespräche mit den anderen in ihr "Weltbild" und erfahren von dort aus ihr Korrektiv.
>Ich komme zu dem Schluß, daß FKK für Jugendliche immer noch mehr positive Seiten hat als negative, so lange der Rahmen verantwortungsbewußt abgesteckt wird.
>Liefere doch bitte den Eltern und Erziehern, die denken, Jugendliche durch Prüderie vor sexuellen Fehlentwicklungen und Übergriffen schützen zu können, nicht pseudo-professionelle Schein-Argumente.
>Entschuldige bitte den harten Ton, aber das erlebe ich bei uns gerade andauernd. Ich halte dahingegen ein aufgeklärtes, natürliches Klima für die beste Prävention von sexueller Gewalt.
>Viele Grüße
>Dominik





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