Hölle
[ FKK-Online.de : Deutschsprachiges FKK-Forum ] Geschrieben von Ulrich am 24. Mai 2000 13:25:02:
Als Antwort auf: Paradise lost geschrieben von Peter Pan II am 23. Mai 2000 14:44:19:
>Mein Empfinden ist, dass wir alle hier auf diesem Planeten in der Hölle leben.
Womit dein Denken noch sehr viel auf der christlichen Philosophie vom irdischen Jammertal basiert: Das Leben auf der Erde ist mühsam, muss mühsam sein, kann und darf nichts anderes als mühsam sein. "Im Schweisse deines Angesichtes MUSST du dein Brot verdienen." So oder ähnlich spricht der christliche Gott zu Adam, als er ihn aus dem Paradies rauswirft. Und wer es trotzdem wagt, es sich auf Erden einigermassen bequem einzurichten und gar zu feiern statt zur Arbeit zu gehen, dem wird mit Höllenqualen oder ganz profan mit einem wie auch immer gearteten Inquisitionsgericht gedroht.
Daher bewundere ich die Israeliten, die es leid waren, auf Moses und sein Dogma zu warten, und stattdessen all ihren Besitz abgaben, daraus einen Stiergott entwarfen und fröhlich feiernd um ihn tanzten. Höchstwahrscheinlich nackt! Dass Moses dann alle Feiernden umbrachte, war die typische Reaktion eines Menschen, der es nicht ausstehen kann, wenn Menschen feiern statt wie er leiden wollen.
Das ist auch ein Punkt, warum ich mit dem Naturismus sympatisiere: Dass er nämlich auch ein Stück weit diesen "Tanz ums Goldene Kalb" weiterzuführen versucht. Dieser Tanz wird allgemein als eine starke Fixierung auf das Materielle gedeutet, was ich gar nicht mal so negativ sehe. Denn sich zum Materiellen hinwenden bedeutet auch, sich mehr um unsere Erde, auf der wir leben, zu kümmern, sie als unsere Heimat zu betrachten, nicht als temporären Aufenthaltsort, als Jammertal oder gar als Hölle.
Die Erde ist, wie sie ist! Dass wir auf ihr Leben, Atmen und uns von ihr ernähren können, ist für mich eher ein eindeutiges Zeichen, dass sie für uns gar nicht die Hölle sein KANN!
Ich stimme dir zu, dass das Leben auf der Erde nicht immer perfekt und nicht für jeden ein Zuckerschlecken ist. Was nicht heisst, dass es für alle Zeiten so bleiben muss. Meine Ansicht dazu ist aber: Wenn ich möchte, dass sich die Welt zum Guten ändert, darf ich nicht von jemand anderen verlangen, dass er etwas ändert, sondern muss beginnen, mich selbst zu ändern. Denn wenn ich mich ändere, ändere ich damit auch die Welt - wenn auch nur ein Stückchen.
Die Naturisten haben auch nicht darauf gewartet, bis Nacktheit gesetzlich erlaubt war. Nein, sie haben sich einfach ausgezogen. Irgendwann hat der Staat eingesehen, dass das gar nicht so schlimm ist, wie er befürchtet hat, und entsprechende Gesetze erlassen, geändert oder aufgehoben. Dann sind jene Menschen darauf gekommen, die hinter der Nacktheit gar keinen philosophischen Gedanken gesehen haben, sondern es einfach toll fanden, sich auch mal ganz ausziehen zu können. So weit ist es also gekommen, weil am Anfang einige wenige Leute ihre eigenen Verhältnisse angenehmer gestaltet haben, statt auf jemanden zu warten, der es für sie tun würde.
>jedoch trotzdem Pech haben und ein paarmal erwischt werden, als lebensunwert zum Versuchskaninchen erklärt und stereotaktischen Massnahmen unterzogen, kastriert oder gleich lobotomisiert.
Hilfe! In welchem zurückgebliebenen Land sind denn solche Behandlungsmethoden erlaubt? In Deutschland jedenfalls nicht!!!
>Ich hoffe so sehr, dass eines Tages die Menschheit aufwachen wird, und von da an gemeinsam alle daran arbeiten werden, ein natürliches, nacktes, sexuell befreites und glückliches Paradies auf Erden zu verwirklichen, in dem es allen Menschen so gut geht, wie wir dies, mit unserer gemeinsamen Kraft, eben hinbekommen können.
Das ist auch mein Traum! Aber wie ich schon sagte: Du darfst nicht darauf hoffen, dass jemand für dich aufwacht. Sondern erst wenn du aufwachst kann es sein, dass auch dein Nachbar aufwacht. Und so weiter!
Timothy Leary, den ich in meinem Eingangspost ausführlich zitiert hatte, wiederholte in einem seiner letzten Interviews immer wieder: "Don't be a victim!" Sei kein Opfer, denn wie gut oder schlecht es dir auf der Erde geht, hast du immer selbst in deiner Hand. Wohlgemerkt: Dies sagte ein Mann, der jahrelang im Gefängnis sass oder auf der Flucht gewesen ist, nur weil er in den USA eine wissenschaftliche Forschungsarbeit über LSD veröffentlicht hat.