Widersprüchliches Indien


[ FKK-Online.de : Deutschsprachiges FKK-Forum ]


Geschrieben von Ulrich am 23. Mai 2000 10:56:07:

Als Antwort auf: Re: Adam, Eva und andere Nackte im Mythos geschrieben von Peter Pan II am 22. Mai 2000 19:39:22:

>und das hatte damit zu tun, dass ich dachte, in einer Religion, in der es mehr Götter als Menschen gibt, sollte doch auch einer für mich dabei sein.

Vielleicht versuchst du's mal mit "Götter in jedem Mann" von Jean Shinoda Bolen, auch wenn sich die Autorin auf die altgriechische Götterwelt beschränkt.

>FKK ist strafbar, Homosexualität auch, und Indien ist eines der verklemmtesten Länder der Erde).

... andererseits scheinen Transvestiten zur normalen Unterhaltungskultur zu gehören.

>Ich habe sehr viel darüber nachgedacht, wie es möglich ist, dass ein Volk, welches Tantra (spiritueller Sex, bei dem der Orgasmus die Erkenntnis des Göttlichen ist),

Sehr stark vereinfacht! Im Tantra geht es um Ganzheit. Um diese zu erreichen, ist Sex nur ein Mittel, insbesondere um die Polarität Männlich-Weiblich zu überwinden. Ausserdem gehört Tantra zumindest seit dem Einfall islamischer Eroberer nach Indien zum religiösen "Underground". Auch sollte man die tantrische Erotik sehr kritisch betrachten, raten die Tantras (die religiösen Texte des Tantra) doch den männlichen (!) Adepten, sich für die Rituale Partnerinnen aus den unteren Kasten zu nehmen, die ihnen also in jeder Hinsicht unterlegen seien. Fragt sich, ob dann eine Frau wirklich zur Göttin erhoben werden sollte, wie das im westlichen Neo-Tantra dargestellt wird, oder ob sie sich stattdessen nur als Werkzeug zu prostituieren hätte.

> die dem Ficken geweihten Tempfel von Khujarao (riesige Anlage, ausgeschmückt mit unendlich vielen sexuellen Darstellungen von wirklich *jeder*, absolut *jeder* sexuell überhaupt denkbaren Variante zwischen *allen* Menschen, peinliche Sache für westliche Besucher ist das)

Nicht nur für Besucher: Vereinzelt fordern sogar einheimische Hindus, diese einmaligen Tempel abzureissen. Übrigens habe ich gelesen, dass nur die Fassaden dieser Tempel so reich geschmückt seien - im Tempelinneren herrsche dagegen absolute Leere.

Und ich finde deine Beschreibung "die dem Ficken geweihten Tempel" etwas danebengegriffen. Genau diese Auffassung macht die Reliefs auf diesen Tempeln für Besucher so peinlich. Ich kenne zwar nur Fotos dieser Reliefs, erkenne darauf aber, dass diese Bilder vor einem geistigen Hintergrund entstanden, der Sexualität noch ohne jede Obszönität als etwas Heiliges betrachtet hat und sie nicht etwa als "Ficken" deklassiert hat.

>Variante a) Die Engländer haben, als sie um 1700 das Land eroberten, ihren damals noch vollkommenen Puritanismus den Hindus aufgedrückt, und die Hindus sind drauf reingefallen, weil die Engländer damals ja die stärkeren und die Gewinner waren.

Genau! Aber einige Jahrhunderte vor den Briten haben islamische Krieger den Subkontinent erobert, was auf das Verhältnis der Inder auf Nacktheit und Sexualität ebenfalls weitreichende Folgen hatte.

>Nur dieser Osho, besser bekannt als Bhagwan Shri Rajneesh (der mit den vielen Rolls Roycen), hat diese Unterdrückungsmethode nicht angewandt (jedoch in meinen Augen war das auch ein Idiot, der das was ihm gegeben war, nur völlig egoistisch für sich und seine Rollse benutzt, anstatt mal ein paar hungernde indische Kids zu füttern, nur dass das ganz klar ist),

Er hat sich ja auch deutlich in Opposition zum traditionellen Hinduismus und dessen Prüderie gestellt. Und das mit dem Egosimus hatte bei ihm durchaus einen Hintergedanken: Osho hatte sich oft gegen die ganzen Wohltäter gewandt, die scheinbar völlig selbstlos den Armen und Bedürftigen helfen, aber in Wirklichkeit doch ganz egoistische Ziele verfolgen, sei es Ansehen, Missionierung zum eigenen Glauben oder so etwas metaphysisches wie das Himmelreich.

Um mal wieder die Kurve zum FKK zu kriegen, hat Osho sich auch immer wieder gegen die enge Kleidung unserer Zivilisation gewandt, die insbesondere verursache, dass die Energien von Oberkörper und Unterleib voneinander abgetrennt würden. Um diese Energie wieder frei fliessen zu lassen, war ein Grund für die bekannten roten Roben seiner Sanyassins. Ein Gedanke, der so ähnlich auch hinter der Reformkleidung vom Ende des 19. Jahrhunderts steckte, die am Beginn der FKK-Bewegung stand. Übrigens sind die Sanyassins aus meinem Bekanntenkreis sehr offen gegenüber Nacktheit und machen durchgängig auch selbst FKK.





Antworten:



[ FKK-Online.de : Deutschsprachiges FKK-Forum ]