Re: Nacktheit und Religion


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Geschrieben von Ulrich am 22. Mai 2000 11:11:42:

Als Antwort auf: Re: Nacktheit und Religion geschrieben von Peter Pan II am 21. Mai 2000 22:11:49:

>Soweit so gut. Wie schafft es jedoch irgendein christlicher Pfarrer, von denen ihrem unfehlbarem Obermacker mal ganz zu schweigen, aus dieser Story abzuleiten, dass es sündig ist, seine Geschlechtsteile nicht zu verstecken?

Gute Frage! Aber es ist leider so, nicht nur bei den Katholiken mit ihrem "unfehlbarem Obermacker", sondern auch bei den Protestanten, Orthodoxen, Juden, Moslems...

>Ich stimme dir voll zu, deute aber das 'religiöse' im Satz als philosophisch bzw. spirituell. Aber falls ich deinen Text richtig verstanden habe, ist das für dich ohnehin ein und dasselbe - für mich eigentlich auch.

Ja, da hast du recht!

>Nur, mit Religionen habe ich so ein Problem, denn ich vermute, dass viele (NICHT ALLE!) Pfaffen einfach nur arbeitsscheues Gesindel sind, für die das ganz praktisch ist, wenn sich alle Welt zu Tode fürchtet vor den von ihnen erfundenen Sünden, und solange man diesen Pfaffen Geld gibt, bzw. sie nährt, werden sie diese Sünden auch vergeben, ach danke, ist ja so lieb von ihnen.

Für mich steckt dahinter der Konflikt zwischen "Religion" und "Kirche", wie ihn Erich Mühsam formuliert hatte. "Religion" ist in diesem Zusammenhang der persönliche Zugang des Menschen zum Spirituellen, seine persönliche Weltanschauung, "Kirche", die Regulierung dieses Zugangs festlegung einer Weltanschauung durch organisierte Strukturen mit religiösen Geboten und Priesterhierarchien, wobei Angst als wirksames Mittel eingesetzt wird. Insbesondere Angst vor Nacktheit.

>die Engländer zermanschen die Indianer, die Spanier und die Portugiesen schlachten die Indios,

...oft mit der Rechtfertigung, dies seien ja "nur" nackte Wilde (mit der Betonung auf "nackt"). Es ist ja bezeichnend, dass christliche Missionare es jedesmal als primäre Aufgabe angesehen haben, die Einheimischen an das Tragen von Kleidung zu gewöhnen.

>Das Apeiron ist gerecht.
>P.S. Apeiron, altgriechisch: das Grenzenlose und Unbestimmte/Unerfahrbare, aus dem alles Werden in unendlicher Bewegung entsteht.

Ich verstehe, was du meinst, würde aber sagen: "Das Apeiron ist." Weiter nichts, weder strafend noch belohnend wie die Götter der Kirchen.

Vorletzten Samstag war ich auf dem Altkönig im Taunus, einem alten Heiligtum der Kelten. Da es sehr warm war, zog ich mich bis auf meine Shorts aus. (Nicht völlig, da der Gipfel des Altkönigs ein beliebtes Wanderziel ist.) Dann legte ich mich flach auf den Boden und spürte das Leben (in) der Erde. Das ist es beispielsweise, was ich unter Spiritualität verstehe. So etwas spürt man nicht, wenn man brav im unbequemen Sonntagsstaat in einer steinernen Kirche sitzt und unreflektiert die Predigt auf sich niederrieseln lässt.





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